Mittwoch, 27. Juni 2018

"F"

Gestern hat der Präfekt der Glaubenskongregation mit der Presse gesprochen, soweit ich sehe, das erste Mal überhaupt, seit er im Amt ist. Darin sagte er über die von den deutschen Bischöfen geplante Handreichung über "Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie" und seinen von Papst Franziskus ("F") abgezeichneten Brief in dieser Angelegenheit, der vor einiger Zeit an die Öffentlichkeit gelangt ist: "Wenn jemand hier seinen eigenen Weg geht, riskieren wir, etwas Verwirrung zu schaffen." Es gelte darum, eine Lösung für die ganze Kirche zu finden. Ergo: Die Sache soll in Rom entschieden werden.
Heute veröffentlicht die Deutsche Bischofskonferenz eine "Note von Kardinal Reinhard Marx an den Heiligen Vater vom 12. Juni 2018", die ebenfalls von Papst Franziskus abgezeichnet wurde ("F"). Darin lässt sich Marx vom Papst bestätigen, dass der Ladaria-Brief "einige Hinweise und einen Interpretationsrahmen" vorgebe, aber "keine Anweisungen für das Handeln der Bischofskonferenz" beinhalte. Ladaria hatte unter anderem geschriebenen, die Handreichung sei "nicht reif" für eine Veröffentlichung. In der Note von Kardinal Marx heißt es nun, der Text könne "eine Orientierungshilfe und ein Studientext sein für die Bischöfe, die in ihren Diözesen Kriterien im Sinne des can 844 CIC erarbeiten" und dürfe darum auch "bekannt gemacht" werden.
Der Vorgang stellt einen Gesichtsverlust des Präfekten der Glaubenskongregation dar.

PS: Was bedeutet das "technisch"? Die Handreichung ist nun veröffentlicht worden, hat aber keine Verbindlichkeit. Die einzelnen Diözesanbischöfe können, so wie es das Kirchenrecht vorsieht, Partikularnormen zu can. 844 § 4 CIC erarbeiten (d.h. sie können festlegen, was in ihrer Diözese eine "schwere Notlage" ist, unter deren Bedingung ein Kommunionempfang von Nichtkatholiken möglich ist) und, wenn sie wollen, dafür die Handreichung als "Orientierungshilfe" benutzt. Diese Partikularnormen bedürfen laut can. 455 § 2 allerdings wiederum einer Rekognoszierung des Apostolischen Stuhls. Wie und nach welchen Kriterien wird dann in Rom entschieden werden?

"Wer möchte schon den traurigen Clown in der öffentlichen Meinung spielen?"

"Ich sehe es also durchaus nicht als Zeitverlust und Zumutung an, mich den Fragen und Zweifeln nach dem Sinn Deines Priestertums zu stellen in einer Welt, in der nicht wenige so leben 'als ob es Gott nicht gäbe'. Diese Leute halten uns für tragikomische Figuren, von denen man nicht weiß, ob man mehr über sie lachen oder weinen soll. Und es ist nicht angenehm, von verstohlenen und grinsenden Blicken als ein Mann aus einer vergangenen Welt gemustert zu werden. Wer möchte schon den traurigen Clown in der öffentlichen Meinung spielen?"
Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Das schreibt Kardinal Müller in seinem Buch "Ihr sollte ein Segen sein. 12 Briefe über das Priestertum", das Mitte Juli bei Herder erscheint, aber schon gestern Abend in Rom, in der Bibliothek des Päpstlichen Institutes Santa Maria dell'Anima, vorgestellt wurde. Die Präsentation übernahmen Christian Schaller vom Regensburger Institut Papst Benedikt XVI., der Müllers theologischer Referent in dessen Zeit als Bischof von Regensburg war, sowie Karl-Heinz Menke, emeritierter Dogmatikprofessor aus Bonn und Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission. Die Kommission hatte am Tag zuvor die Arbeiten an der Studie über das Frauendiakonat fertiggestellt, die nun dem Papst vorgelegt wird - veröffentlicht werden soll das Papier nicht. Doch Debatten wie die um die Zulassung von Frauen zum Weihesakrament oder das Zölibat spielten gestern keine Rolle. Müllers Buch ist keine theologische Auseinandersetzung mit aktuell strittigen Fragen, sondern will eine "Ermutigung" sein:
"In dieser Stunde der Welt- und Kirchengeschichte suchen die meisten Priester aber nicht zuerst eine theologische Belehrung über Ursprung und Wesen, Aufgaben und Funktionen des Priestertums. Was sie schmerzlich vermissen, ist eine geistliche Ermutigung inmitten aller Belastungen der alltäglichen Hirtensorge in unüberschaubaren Seelsorgeräumen und noch mehr der globalen Bestreitung der Möglichkeit, die Wahrheit zu erkennen und ihrer zu seinem Heil zu bedürfen."
Christian Schaller und Karl-Heinz Menke
Das Buch ist in Form von Briefen verfasst, der Leser wird mit "Du" angesprochen, und oft scheinen mit diesem "Du" vor allem die Priester selbst gemeint zu sein. Ausdrücklich richten sich die Briefe aber auch an alle "Mitchristen".
Es handelt sich, wie gesagt, um ein geistliches Buch, keine theologische Abhandlung. Der zwölfte Brief beinhaltet jedoch eine nachdrückliche Empfehlung an die Priester, sich theologisch weiterzubilden:
"Ein eifriger Priester ist bemüht, seinen Wissenstand und Problemhorizont auf dem Laufenden zu halten. (…) Ohne eine profunde Theologie kann ein Priester heute seine Aufgaben nicht erfüllen."
In diesem Sinne, liebe Geistliche: Werfen Sie doch mal einen Blick in das Verlagsprogramm Religion und Theologie...